Kapitulation vor der Transformation?!

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Am 16. Oktober erschien bei t3n ein Artikel über die Supermarktkette Rewe, in dem es um die “Kapitulation von Rewe vor der Digitalisierung” geht. Der Beitrag ist hier im Detail nachzulesen: “Warum Rewe in Wahrheit vor der Digitalisierung kapituliert“.

Diese Aussage ist oft vorzufinden: lange am Markt agierende Unternehmen bekommen aus einer anderen Ecke und mit anderen Vorgehensweise einen neuen Wettbewerb. Und man versucht, diesem entgegenzutreten und mit der gleichen Strategie dagegen zuhalten.

Und man stellt fest, dass man scheitert. Aber von Anfang an.

Hintergrund

Wir haben hier zwei Unternehmen, die früher nicht im direkten Wettbewerb standen, zwei unterschiedliche Geschäftsmodelle haben und nun in einen Wettbewerb zueinander stehen. Woher kommen diese beiden Unternehmen? In Kurzform dargestellt:

Amazon

Amazon (Fresh) ist ein Unternehmen, dass seinen Beginn im Internethandel hat. Das heißt, was die Themen Vertrieb Online und Wettbewerb zu herkömmlichen Unternehmen (Verdrängung) angeht, ist Amazon ein Experte. Auch eine zentralisierte Lagerhaltung, eigene Logistik und schnelle Lieferungen ist auf der Haben Seite von Amazon vorzufinden.

Rewe

Im Vergleich ist Rewe eine Supermarktkette mit einzelnen Ladengeschäften, in denen es in erster Linie frische Lebensmittel und Konsumprodukte für den täglichen Bedarf gibt.
Rewe ist sehr gut in Lieferketten, gerade bei Frisch- und TK-Waren, hat weitreichende Vertragsbindungen zu Herstellern und eine vor-Ort-Infrastruktur.

Historie

Wenn man nun noch einen Schritt zurückschaut, dann ist auch Rewe ein Unternehmen gewesen (stellvertretend für Supermarktketten allgemein), welches andere Unternehmungen verdrängt hat: den oftmals viel gelobten “Tante Emma Laden”  (offtopic: bitte betrachten Sie mal aufmerksam die URL von Amazon Fresh).

Auch hier wurde aufgezeigt, dass andere Unternehmen besser zu Kunden passen, der Markt sich verändert und das Geschäftsmodell angepasst werden muss. So ging es auch mittelalterlichen Märkten, die es heute zwar immer noch gibt, sich selbst aber auch verändern mussten und nicht mehr den Stellenwert wie früher haben – die Auswahl ist größer geworden, ein Wettbewerb ist vorhanden, der Kunde kann entscheiden.

Die Entwicklung vom Markt hin zu Onlinediensten

Zurück zu heute

Rewe kapituliert also. Sie haben versucht, einen vergleichbaren Onlinedienst, ein vergleichbares Modell aufzubauen. Und denken nun, dass es nicht funktioniert? Wenn man sich Amazon mal anschaut, stellt man fest, dass Amazon in ein fremdes Gebiet eindringt, sein Geschäftsmodell erweitert (Geschäftsmodell ist immer noch Onlinehandel) hat.
Im Gegenzug versucht Rewe nun, von einem lokal orientierten Einzelhandelsmodell zu einem Onlinemodell zu wechseln. Es ist natürlich nicht verwunderlich, dass Rewe im direkten Vergleich es als gescheitert ansieht. Dieser Vorsprung vor Amazon ist schwer aufzuholen – mit dem identischen Modell.

Und genau das ist die Prämisse, vor der viele Unternehmen heite stehen: es kommt ein Wettbewerber aus einer anderen Richtung, der vorher nicht da war und ich als Unternehmer muss nun reagieren. Also nach diesem Vorgehen wäre die Quintessenz, dass ich reagiere, indem ich entweder diesen Wettbewerber kopiere oder kapituliere?!

Sehr gewagt!

Warum nicht mal über die dritte Möglichkeit nachdenken? Mich darauf konzentrieren, worin ich gut bin, welche partizipierenden Möglichkeiten ich habe und welche Modelle passen könnten? Warum muss Rewe direkt mit Amazon Fresh konkurrieren und das gleiche Konzept aufbauen? Warum kooperiere ich nicht zum Beispiel mit Partnern oder spezialisiere mich auf bestimmte Themen? Warum fange ich nicht an, mir neue Möglichkeiten zu überlegen? Beispielsweise hat Rewe auch ein Frische- und Regionalkonzept. Warum nicht hier vermehrt darauf eingehen und zum Spezialisten werden? Warum überhaupt online versuchen?

Fazit

Es wäre an der Zeit, dass Rewe es wagt. Es wagt, neue Wege zu gehen. Sich wieder zu verändern. Neues entdecken und Kunden echte Mehrwerte liefert, vielleicht sogar (positiv) überrascht. Kapitulieren ist nicht der richtige Weg. Neue Ideen entwickeln und aktiv werden!

Liebe Rewe, das wird schon!

2 Antworten zu „Kapitulation vor der Transformation?!“

  1. Avatar von Sven Esser
    Sven Esser

    Anders sein ist ein guter Ansatz… aber deshalb gleich auf Digital verzichten? Warum nicht die Stärken des Ladengeschäfts vor Ort mit den Möglichkeiten der Digitalisierung verbinden?

    Beispielsweise bestelle ich online, bezahle online und hole mir dem Warenkorb nach der Arbeit am Autoschalter ab… brauche nicht zuhause sein wenn Amazon kommt und im Supermarkt auch keinen Parkplatz suchen sondern bekomme alles direkt in den Kofferraum. Stressfreier geht es nicht.
    Das nächste mal gehe ich Abends noch schnell in den Supermarkt einkaufen da ich mich vom Frischeangebot vort ort überzeugen lassen möchte, dann weiter ins Kino und wenn ich nachhause komme steht alles vor der Tür.

    Das Grundkonzept der Vernetzung des stationären Handels mit Online und Digital ist nicht neu und ist perfekt zur Differenzierung zu Amazon Fresh…

    1. Avatar von Stefan
      Stefan

      Und genau das ist ein spannender Ansatz – auch mal anders sein, etwas anderes ausprobieren, neu denken.

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