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Stellenbeschreibungen (m/w/d)

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Vor einiger Zeit habe ich mich mit einer Bekannten über Diversität ausgetauscht. Dabei haben wir auch über Stellenausschreibungen (und deren Realität) gesprochen. Viele Stellenausschreibungen sind so geschrieben, dass sie zum einen ersetzbar, also nicht ansprechend und zum Unternehmen passend sind (Stellenbeschreibung könnte für jedes Unternehmen sein) und zum anderen so, dass sie nur einen bestimmten Typen ansprechen. Diversität ist so gut wie gar nicht vorhanden. Dieser Beitrag wird nun die typische Stellenbeschreibung betrachten – immer mit dem Blick auf deren Gestaltung, und wie sich diese auf das Fördern oder Hemmen von Diversität im Unternehmen auswirken kann.

Es wird Empfehlungen geben, wie man als Unternehmen etwas anders machen kann, denn: Die Welt ist bunt, divers und vielfältig.

Stellenbeschreibungen

Stellenbeschreibungen dienen Unternehmen dazu, Interesse am Unternehmen zu wecken und neue mitarbeitende Menschen für bestimmte Aufgaben zu finden.

Wenn man heutige Stellenbeschreibungen mit denen aus der Vergangenheit vergleicht, dann wird man feststellen, dass sich nur wenig verändert hat. Der Aufbau folgt dem meist immer gleichbleibendem Schema:

  1. Stellenbezeichnung (Titel)
  2. Kurze Vorstellung des ausschreibenden Unternehmens
  3. Wo wird die neue Position gesucht
  4. Name der Position (Visitenkarte)
  5. Künftige Aufgaben
  6. Anforderungen
  7. Kontakt Personalabteilung

Inhaltlich wird es dann noch interessanter. Das werde ich in den folgenden vier Bereichen näher erläutern:

  1. Stellenbezeichnung
  2. Beschreibung der Anforderungen für die Position
  3. Bildsprache
  4. Benefits

Die Stellenbezeichnung

Die “Stellenbezeichnung”, bzw. der Titel, ist ein zentrales Element. Meist dick gedruckt, in einer Liste das erste, was einem als potentiell interessiertem Menschen auffällt. Es handelt sich also um den umgangssprachlichen “ersten Eindruck”.

In der heutigen Zeit hat sich hier schon eine Sache verändert: oft findet man die Beschreibung (bspw. “Projektleiter” und dazu das Anhängsel “m/w/d”. Ein Fortschritt, denn das steht für “männlich, weiblich oder divers”.

Leider ist das noch nicht der Standard. Jetzt kommt hier aber noch eine Kleinigkeit dazu, die unterbewusst wahrgenommen werden: der Titel ist oft maskulin geprägt. Obiges Beispiel spricht von der Position “Projektleiter”. Studien besagen, dass dies, obwohl “m/w/d” angehängt wurde, für Frauen nicht ansprechend ist. Hinzu kommt, dass in männlich-geprägten Berufen und Branchen (bspw. IT) sich dieser Aspekt weiter verschärft.

Tipp: “m/w/d” ist ein guter Anfang. Jetzt könnte hier die Beschreibung noch zusätzlich neutral gewählt werden. In diesem Beispiel statt “Projektleiter” lieber “Projektleitung” verwenden. Hier wird jeder Mensch angesprochen.

Natürlich können hier auch neue Wege versucht werden: nicht über einen Titel, sondern eine inhaltliche Kurzbeschreibung wählen. Was ist die primäre Aufgabe in dieser Rolle? Hier kann der Kreativität freie Bahn gelassen werden.

Beschreibung der Anforderungen für die Position

Wenn man sich die Beschreibungen von Stellenausschreibungen durchliest, dann sind diese meist vom Inhalt her sehr ähnlich. Es wird fast immer eine Qualifikation des bewerbenden Menschen abgefragt. Nehmen wir das Beispiel der oben verwendeten Position “Projektleiter”, dann sieht das in etwa so aus:

  • Erfahrung im Projektmanagement
  • Abgeschlossenes Studium oder eine abgeschlossene Ausbildung
  • Ausgeprägte Kommunikations- und Präsentationsfähigkeiten
  • Zertifizierungen XYZ
  • Hohe Reisebereitschaft
  • Verhandlungssicherheit und Durchsetzungsstärke
  • Gute Deutsch- und Englisch Kenntnisse

Meist wird dann noch kurz die Aufgabe beschrieben – das war es dann auch.

Diese Art der Stellenbeschreibung kann sehr schnell beliebig wirken. Ob man sich jetzt bei diesem oder einem anderen Unternehmen bewirbt, der Inhalt und die Stellenbeschreibung klingen sehr ähnlich.

Hinzu kommen, laut Studie, jetzt aber noch ein paar Feinheiten: männliche Kandidaten bewerben sich in der Regel auch auf Stellenanzeigen, bei denen sie bei weitem nicht alle genannten Anforderungen erfüllen. Frauen hingegen entscheiden sich eher gegen eine Bewerbung, wenn sie nicht annähernd alle genannten Anforderungen erfüllen können. Diese Auswahl geschieht unbewusst.

Hinzu kommen maskulin assoziierte Begriffe, auf die Frauen unterbewusst reagieren und sich nicht angesprochen fühlen, bzw. sich nicht bewerben werden. Hierzu zählen beispielsweise Begriffe wie “hohe Durchsetzungskraft”, “Entscheidungsfreudigkeit” oder “solider Geschäftssinn”. Hier sollte also bewusster formuliert werden. Interessanterweise wurde das nur in eine Richtung festgestellt. Männer fassen feminin assoziierte Begriffe nicht unterbewusst negativ auf und bewerben sich trotzdem.

Tipp: Bei Anforderungen wäre ein einfacher Weg die Unterscheidung zwischen “elementar wichtige ” und “wünschenswerte Anforderung”. Dadurch fühlen sich mehr Menschen aufgehoben und angesprochen.

Die maskulin behafteten Begriffe umformulieren und bewusst eine Stelle beschreiben. Zeit für die Wortwahl nehmen und Begriffe auch einmal hinterfragen. Ein Beispiel: “hohe Durchsetzungskraft” kann durch “Ziele werden mit Erfolg erreicht” ersetzen.

Es lohnt sich zu überlegen wie formuliert. Man muss selbst dazu keine Forschung für Begrifflichkeiten betreiben. Das Internet (gängige Suchmaschinen) liefern dazu zahlreiche Ergebnisse.

Bildsprache

Wenn Bilder in einer Stellenbeschreibung gewählt werden, weil sie beispielsweise Aufmerksamkeit generieren, dann sollte sich dafür bewusst Zeit genommen werden. Oft findet man zwar verschiedene Menschen auf einem Bild vor, wenn dann aber beispielsweise zwei Männer im Anzug sich im Vordergrund unterhalten und im Hintergrund (am besten noch leicht verschwommen) eine Frau einer Bürotätigkeit nachgeht, dann werden sich gerade junge Bewerberinnen nicht angesprochen fühlen. Bilder lösen eine unterbewusste Wahrnehmung aus!

Dies gilt im Übrigen auch für die Webseite und den Außenauftritt im Allgemeinen!

Tipp: Bilder sollten immer bewusst eingesetzt werden. Wenn ich als Unternehmen für Diversität stehen will, dann sollte sich dies auch in der gewählten Bildsprache wiederfinden und eine eindeutige Bildsprache wählen.

Benefits

Oft ist in Stellenbeschreibungen zu lesen, was die Bewerber alles mitbringen sollten. Bei einer Stellenbeschreibung handelt es sich aber nicht um eine Einbahnstraße. Es gilt hier eine gleiche Augenhöhe zu erreichen.

Hier kann es also hilfreich sein, wenn weitere Benefits des Unternehmens aufgezeigt werden. Beispielsweise Angebote wie “Kita” oder “Fitnessangebote”. Also das, was man als Unternehmen zusätzlich anbieten kann, damit sich hier der Mensch auch wohlfühlt. Und auch sein Leben im Kontext mit der Arbeit in Einklang bringen kann.

Tipp: Wenn beispielsweise eine “Kita” angeboten wird, werden sich auch Menschen bewerben, die Kinder haben. Es wird vermittelt, dass man hier gerne gesehen wird. Auch können flexible Arbeitszeitmodelle erwähnt werden (Postion ist auch als Halbtag oder als Jobsharing möglich). Damit können etwaige private Umstände (Pflege, zeit intensive Hobbies, etc.) berücksichtigt werden und auch Menschen werden sich bewerben, die vielleicht vorher durchs “Raster” gefallen wären.

Menschen mit Behinderung

Ein Wort zu Menschen mit Behinderung. Hier sollte darauf geachtet werden, dass man in der Stellenbeschreibung hier auf etwaige Punkte eingeht. Hierzu gehören beispielsweise die Zugänge zum Unternehmen (Barrierefreiheit), aber auch so einfache Punkte wie die Nennung der Vertrauensperson im Unternehmen.

Dies bereits in der Stellenausschreibung schließt Menschen mit Behinderung ein und grenzt nicht aus.

Fazit

Liebe Unternehmen, nehmt euch Zeit für eure Stellenausschreibungen. Ihr sucht Menschen, habt Aufgaben und Positionen, die es zu besetzten gilt.

Es gibt eine bunte Welt, voller individueller Charaktere. Dabei passen viele nicht in ein Standardraster – und genau das wollt ihr doch auch, oder? Eine Vielfalt, heterogene Teams, die Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten und kreative Lösungen finden können. Dabei spielen das Geschlecht, die ethnische Herkunft oder sonstige individuellen Merkmale keine Rolle.

Durch diese Vielfalt gehören also andere und neue Sichtweisen quasi zur Tagesordnung – ihr (er-)lebt dadurch Vielfalt!

Und damit kann auch einem etwaigen Fachkräftemangel die Grundlage der Existenz entzogen werden.

Danke

Ein großes Danke gilt hier Anna Stoller (CNX Consulting Partners), die sich vor allem vor dem Hintergrund von Kulturwandel- und Transformationsprozessen in Unternehmen mit dem Thema Diversität auseinandersetzt. Durch ihre inhaltliche Unterstützung konnte ich erst diesen Beitrag mit Leben füllen. Ohne ihre Hilfe wäre der Beitrag definitiv anders geworden, ich hätte Studien dazu finden müssen und hätte sicher nicht an diese Punkte so gedacht, wie sie hier sind! Vielen Dank!

3 Antworten zu „Stellenbeschreibungen (m/w/d)“

  1. Im Vertrieb sind alle gleich – Veraenderung Starten

    […] (es war tatsächlich das erste Unternehmen) mal nach Stellenanzeigen (Leseempfehlung: „Stellenbeschreibungen (m/w/d)„) geschaut. Dabei wurde die Rolle des „Sales Managers“ wie folgt beschrieben […]

  2. Ich bin Vertrieb – Veraenderung Starten

    […] Stellenbezeichnungen wie „Manager“ kann man „Management“ verwenden; hier ist mehr nachzulesen). Ich will helfen, damit das Unternehmen, die bereits dort arbeitenden und neue […]

  3. Fachkräftemangel und Fantasie-Stellenanzeigen – #VeraenderungStarten

    […] In einigen Beiträgen hatte ich über Stellenanzeigen geschrieben. Einmal ging es um den Spiegel der Unternehmenskultur, ein anderes Mal um Realität, bzw. Aufrichtigkeit und wieder ein anderes Mal um Diversität. […]

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