Dageblieben

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Ich habe heute vier Geschichten aus dem Home Office zu erzählen. Nein, falsch. Eigentlich sind sie nicht aus dem Home Office, sondern sie befassen sich nur mit diesem. Es geht um Chefs, die mit Home Office ihre Probleme haben. Bei allen vier Geschichten handelt es sich um reale Erlebnisse.

Diese Beispiele sollen nicht als “böse” Ermahnung dienen, sondern als Ermunterung zur Veränderung und in Frage stellen des eigenen Standpunktes – wenn mal als Führungskraft ähnliche Vorbehalte hegt (dazu als Leseempfehlung: “will ich führen?“).

Grundlos

Aktuell sind die Zahlen der Pandemie (Corona) nicht gerade ermutigend. In dem Ort, in dem eine Freundin von mir wohnt, sind die Zahlen so hoch, dass strengere Auflagen (Dezember 2020) erlassen wurden. Verlassen der Wohnung nur noch aus gutem Grund. Ihr Chef besteht aber dennoch auf die Anwesenheitspflicht. Ihren Job könnte sie von überall aus machen. Ihr Chef kann aber nicht loslassen. Einen Grund hat er nicht genannt. Er will es nicht. Punkt.

In der heutigen Zeit durchaus fragwürdig. Ich weiß auch nicht, wie lange die Freundin dort noch arbeiten wird. So leidet eine Kultur – denn allen anderen Mitarbeiter*innen ergeht es genauso. Es wird also “Dienst nach Vorschrift” gearbeitet.

Keine Leistung

In meinem Freundeskreis hatte jemand vor einer Weile in einem Unternehmen gearbeitet, in dem der Chef nicht wollte, dass die Mitarbeiter im Home Office sind. Der inoffizielle Grund war, dass die Mitarbeiter*innen dort weniger arbeiten würden. Er hatte also Angst, dass die Mitarbeiter*innen nicht ihre mind. acht Stunden Arbeit pro Tag ableisten – egal wie das Ergebnis ist. Er hat also durch Zeit und Anwesenheit geführt (Leseempfehlung: “Zeit ist die billige Art der Führung“). Sicherlich war hier auch mangelndes Misstrauen ein weiterer Punkt. Dieser Chef führt auch heute noch Menschen – wie er es heute zu Zeiten Corona sieht – hoffentlich anders.

Macht

Auch ich selbst hatte vor ein paar Jahren einen Vorgesetzten, der nicht wollte, dass die Mitarbeiter*innen im Home Office sind. Hier war die Situation so, dass ich an einem Freitagnachmittag auf dem Rückweg von einem Kundenbesuch war. Ich wollte die Ergebnisse aufbereiten – das hätte perfekt auch aus dem Home Office passieren können und ich hätte mir (und der Firma) einmal Unterwegssein gespart. Mein damaliger Chef hat dies anders gesehen und mich ins Büro geschickt.

Er hat seine Macht mir gegenüber demonstriert. Verständnis und eine unterstützende Führung war und ist bei diesem Vorgesetzten nicht vorhanden.

Ich habe am darauffolgenden Dienstag gekündigt. Fairerweise bleibt zu erwähnen, dass er nicht der einzige Grund war, durchaus aber seinen Teil dazu beigetragen hat. Es war der bekannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Meinung

Das letzte Beispiel handelt von einem Geschäftsführer, der mir einmal mitteilte, dass er Home Office nicht mag (den Grund hatte er mir nicht genannt).

Als dann der erste Lockdown kam, telefonierten wir wieder. Er teilte mir wieder mit, dass er Home Office eigentlich nicht mag. Er sieht nun aber, dass es funktioniert. Alle Mitarbeiter*innen haben von zu Hause aus gearbeitet. Es hat funktioniert. Alle anstehenden Arbeiten wurden erledigt, Termine eingehalten, Abstimmungen fanden statt und das Geschäft ging weiter. Er hat seine Meinung geändert.

Fazit

Es ist interessant, wie viele Menschen mit Führungsaufgaben ihren Mitarbeiter*innen nicht vertrauen. Denn Home Office bedeutet auch vertrauen. Bei den obigen Beispielen waren zwei vor Corona – viele andere Menschen mit Führungsfunktion haben wahrscheinlich ähnlich gedacht. Und haben es dann hoffentlich wie die Führungskraft im letzten Beispiel gemacht: eine neue Perspektive kennen gelernt und daraufhin ihre Meinung geändert. Dazu gehört viel. Es gehört aber auch zum Leben dazu. Meinungen dürfen geändert werden und dazu sind die Einnahme von anderen und neuen Perspektiven durchaus hilfreich.

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