Kultur kostet Geld

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In einem meiner letzten Beiträge hatte ich am Beispiel Home Office dargestellt, was das für eine Chance im Unternehmen ist. Eine Chance, um die Kultur und damit das gesamte Unternehmen nachhaltig zu verändern.

In vielen Gesprächen und Diskussionen hat sich nun gezeigt, dass Home Office und eine damit einhergehende Veränderung der Unternehmenskultur mit Kosten verbunden ist. Kosten in der IT, bei neuen Raumkonzepten und Schulungen. Es wird also die Veränderung der Kultur mit messbaren Kriterien belegt. Einer nachhaltigen Veränderung werden hiermit direkt Steine in den Weg gelegt.

Kultur kostet erstmal

Schauen wir uns einmal die Kostenblöcke an:

Raumkonzepte

Nicht jede:r Mitarbeiter:in benötigt ein Büro, bzw. einen persönlichen Arbeitsplatz. Natürlich wird es zukünftig Menschen geben, die ins Büro wollen (oder müssen). Auch wäre es eine Utopie anzunehmen, dass eine sogenannte “Shared-Desk-Option” für alle gleich funktioniert. Einige Mitarbieter:innen werden ihren personalisierten Platz weiterhin haben wollen (und vielleicht auch benötigen; gerade wenn es um hochsensible Daten geht, muss eine entsprechende Verfügbarkeit gewährleistet werden).

Für die meisten wird die Shared-Desk-Variante funktionieren. Spezialisierte und vielleicht auch noch personalisierte Plätze sollten mit Bedacht und nach wirklichem Bedarf bereitgestellt werden.

Ansonsten wird Platz für das soziale Miteinander benötigt. Menschen wollen sich austauschen. Hier ist aber wichtig, dass einfach ein zentraler Kickertisch nur erstmal ein Kickertisch ist. Wenn dieses soziale Miteinander in der Unternehmenskultur nicht verankert ist, wird dieser verwaist sein – diese Ausgaben hätte man sich dann wirklich sparen können.

Also muss an der Kultur gearbeitet und entsprechend verändert werden. Heißt auch, dass neue Raumkonzepte zur individuellen Unternehmenskultur passen müssen!

IT-Ausstattung

Die Kosten in eine IT-Ausstattung werden aktuell sehr gerne als vorgeschobener Grund herangezogen. Natürlich, wenn im Büro nur feste PCs stehen, obwohl die davor sitzenden Menschen von überall aus arbeiten könnten, dann muss hier in neue Ausstattung investiert werden. Auch die Systeme im Hintergrund müssen verändert werden.

Auch hier gilt, dass dies zum Unternehmen passen muss. Und für die Zukunft einer nachhaltigen und menschenorientierten Kultur passen muss. Dies kann tatsächlich erstmal Kosten verursachen.

Aber auch wichtig ist, dass man erstmal minimal startet. Was wirklich benötigt wird, gerade bei den IT-Services im Hintergrund, sieht man, wenn man ins Machen kommt. Und es führt auch gleich zum nächsten Punkt.

Schulung

Menschen mit Führungsaufgaben müssen auf die Führung auf Distanz geschult werden. Der dritte vorgeschobene Grund. Ja, Führung auf Distanz unterscheidet sich von der Führung vor Ort. Liegt aber meist daran, dass die Führung vor Ort durch Anwesenheit (vgl. “Zeit ist die billige Art der Führung“) veraltet und Management der Ressourcen war. Die Veränderung dieser Art von Führung ist sowieso schon längst überfällig.

Was hier grundlegend benötigt wird, ist Führung über Vertrauen und Inhalte. Damit verändert sich die Führungskraft elementar und die Mitarbeiter:innen erhalten eine Selbstbestimmung über ihre Arbeit. Also ein Gewinn auf allen Seiten.

Dieser Part ist der, der auch am längsten Zeit braucht. Schulungen helfen da im Übrigen erstmal wenig. Das ist eine langfristige Veränderung. 2-Tage Schulung sind Kosten, die man direkt sparen kann.

Hilfreicher ist eine nachhaltige Veränderung. Wenn es aus internem Eigenantrieb nicht möglich ist, dann sollte externe Hilfe hinzugezogen werden. Diese Investition ist in die Zukunft des Unternehmens!

Zukunft

Die meisten Argumente sind vorgeschoben und machen Ängste sichtbar: Angst vor Veränderung und Angst vor der (unbekannten) Zukunft. Es wird am Vergangenem festgehalten. Dafür wird gerne auf feste und altbekannte Größen zurückgegriffen: die Kosten.

“Es handelt sich um Investitionen in die Zukunft des Unternehmens.”

Kosten sind also durchaus da. Zumindest direkt messbare Kosten. Aber genau das ist ein veraltetes Denkmuster. Wenn diese Kosten als vorgeschobenes Argument geltend gemacht werden, sind das Kosten gegen eine Investition in die Zukunft des Unternehmens. Es muss aber andersherum betrachtet werden: Es handelt sich um Investitionen in die Zukunft des Unternehmens.

Menschen werden in den Mittelpunkt gestellt, neue Mitarbeiter:innen im sogenannten “War of Talents” werden sich im “neuen” Unternehmen wohl fühlen – und können auch sehr gut über regionale Grenzen hinweg im Unternehmen arbeiten. Dies ist gerade für die sogenannten “Hidden Champions” wichtig. Also Unternehmen, die oft (nicht zwingende Voraussetzung) in ländlicher Lage Spezialist in ihrem Gebiet sind. Und mehr und mehr Probleme haben, neue Mitarbeiter:innen zu finden.

Die Selbstbestimmung der Mitarbeiter:innen ist aber das zentrale Argument für die Investition. Menschen, die selbst entscheiden, wann, wo und wie sie ihre Aufgabe erledigen können und was dafür am besten geeignet ist. Dieser kulturelle Wandel bedarf einer Arbeit auf Seiten der mitarbeitenden Menschen und auf unternehmerischer Seite. Diese Arbeit ist es aber eben wert. Denn dadurch erhält das Unternehmen eine mehr und mehr selbstorganiserte Organisation. Dies wird sich auch auf die Kunden, die Innovationskraft und auf Prozesse auswirken. Und zwar im positiven Sinne.

In der neuen Denkweise werden also Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Das “Warum” nimmt den wichtigen Platz ein, dem es gebührt. Durch diese veränderte Denk- und Ausrichtung des Unternehmens, werden sich die genannten weiteren positiven Effekte einstellen: hohe Zufriedenheit bei (neuen und bestehenden) Kunden, eine höhere Innovationskraft und schlanke (rahmengebende) Prozesse.

2 Antworten zu „Kultur kostet Geld“

  1. Avatar von Thomas
    Thomas

    Der wichtigste Punkt (aus meiner Sicht) ist die Veränderung in der Führung. Und zwar die komplette Veränderung. Ein grundsätzlicher Fehler ist, wenn man die neuen Konzepte (New Work und wie das alles heißt) mit alten Ansätzen umsetzen möchte. Das funktioniert nie. Man stelle sich nur mal ein IPhone mit Wählscheibe vor, weil Steve Jobs der Meinung gewesen wäre, ein Telefon muss eine Wählscheibe haben. Wir wären nie da, wo wir jetzt mit Smartphones sind.

    Das bedeutet also, die Führungskräfte müssen komplett neu denken. Das wiederum heißt, dass vermutlich der eine oder andere Mitarbeiter mit dieser neuen Führung nicht klarkommt und kündigen wird. Das gleiche wäre aber auch passiert, wenn man nichts tut und weiterhin an den alten, konservativen Konzepten festhält. Dann wären es nur die anderen Mitarbeiter gewesen. Und das Unternehmen ist für künftige Mitarbeiter nicht mehr attraktiv genug.

    Und wenn die Führung komplett neu denkt, sind die (angeblichen) Punkte Kosten, Raumkonzepte und IT hinfällig. Denn darüber wird nicht mehr nachgedacht. Diese Punkte kommen aus der alten Welt.

  2. Home Office beginnt im Kopf – Veraenderung Starten

    […] Kultur kostet Geld – Bitte keine vorgeschobenen Gründe! […]

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