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Bummelei

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Eine repräsentative Umfrage aus diesem Jahr hat ein paar interessante aber auch erschreckende Aussagen zu Tage gebracht. Für die/den eine:n oder andere:n Leser:in mag das vielleicht nicht neu oder gar überraschend sein – oftmals war es schon eine gefühlte Wahrheit. Für mich dennoch immer noch eine erschreckende Erkenntnis. Es gibt noch viel in der Führungskultur zu tun!

Worum es geht

Die Kernaussage der Umfrage ist, dass Führungskräfte aus Deutschland der Arbeit ihrer Beschäftigten im Homeoffice skeptisch gegenüber stehen. Und dies war die geschönte Aussage. Der Titel eines Beitrags über diese Umfrage lautet nämlich “Umfrage: Deutsche Chefs befürchten Bummelei im Homeoffice“. Alleine die “Befürchtung” ist schon einen Aufschrei wert!

Befürchtung

Es wird befürchtet (!), dass die Mitarbeiter:innen im Homeoffice nicht ihrer Arbeit nachgehen, sondern sich um Haushalt oder Kinder kümmern. Oder schlicht bummeln.

Liebe Leser:innen, wer mich kennt weiß, dass ich hier gerade sitze und immer mal wieder tief durchatmen muss. Solch eine Aussage, eine Befürchtung, ein absolutes Misstrauen in der heutigen Zeit bedeutet schlichtweg eines: die Fürhungskraft sollte sich schnellstmöglich in Frage stellen (vgl. “Will ich führen?“), und entweder direkt die Führungsverantwortung abgeben, oder sich in Führung ausbilden lassen. Wobei letzteres bei mangelndem Vertrauen schon eine schwierige Nummer werden wird.

Mangel

Dies ist ein typischer, gelebter und immer wieder auftretender Mangel, der eine negative Führungskultur in Unternehmen darstellt. Es wird immer noch nach alten Bildern der Führung agiert – ein eklatanter Mangel!

Dieser Missstand führt zu einer alten und rückwärtsgewandten Führungskultur. Und das hat direkten Einfluss auf die gesamte Unternehmenskultur und damit auch auf das Unternehmen. Ein Teufelskreis, der durchbrochen werden will.

Einfluss einer mangelnden Führungskultur auf das Unternehmen und insbesondere auf die Unternehmenswerte

Solche Führungskräfte leben nach einer alten und gefühlt klassischen Sicht- und Denkweise (vgl. “Zeit muss Geld sein“). Das ist ein großes Problem, denn dadurch entsteht eben eine Kultur des Misstrauens. Durch mangelnde Ausbildung und auch nicht vorhandene Voraussetzungen eine wirkliche Führungskraft zu sein, wird auf einfache Mittel der Führung gesetzt: vor Ort sein und als messbares Kriterium wird dann eben Zeit bzw. Anwesenheit verwendet. Die kann nämlich jeder messen und vergleichen (vgl. “Zeit ist die billige Art der Führung“). Mit einer modernen Führung hat dies nichts zu tun.

Auch interessant ist, dass die Sichtweisen hier auseinander gehen. Wie viele Führungskräfte stellen sich selbst in Frage? Wie sehen sich Führungskräfte denn selbst? Die Umfrage hat auch hier etwas interessantes zu Tage gebracht.

Fremd- und Eigenbild

Die Umfrage besagt, dass die meisten Befragten (71 Prozent) sich selber in der Lage sehen, die räumlich verteilten Mitarbeiter:innen zu führen. Selbst ist die Führungskraft also in der Lage dazu, misstraut aber den Mitarbeiter:innen, dass diese ihre Arbeit erbringen können. Das eigene Bild der Führungskraft verzerrt sich.

Und auch hier wäre die Frage, wie sich die eigene Führungskraft sieht? Reflektion und eben in Frage stellen wäre hier ein wichtiger erster Schritt. Idealerweise nicht alleine (sucht euch bitte eine:n Coach!) – es handelt sich dabei nicht um eine Schwäche!

Führungskräfte sehen sich oftmals als unfehlbar – ein Trugschluss der, neben der Führungskultur, auch Einfluss auf die Fehlerkultur hat. Denn welcher Mensch macht schon gerne Fehler in einer Kultur, die auf Misstrauen basiert?

Zudem sollte die Führungskraft auch in der Reflektion einmal die eigene Arbeit betrachten? Wenn die Führungskraft Bummelei bei den Mitarbeiter:innen befürchtet, ist die Führungskraft denn nah genug an den Menschen dran? Macht die Führungskraft vielleicht auch ganz andere Aufgaben (vgl. “American Football und Führung“)? Eine gute Führungskraft vertraut den Menschen und spricht mit diesen. Sie unterstützt, räumt Hindernisse aus dem Weg und befähigt die Menschen zur Potentialentfaltung. Bitte, liebe Führungskräfte, reflektiert euch!

Karriere

Die Umfrage sagt auch, dass Führungskräfte die Vorstellung (!) haben, dass Homeoffice der Karriere schadet. Liebe Führungskräfte? Vorstellung? Wie stellt ihr euch denn die Karriere vor? Deckt sich das mit den Mitarbeiter:innen?

Durch Homeoffice wird eben die Karriere nicht begünstigt. Weil die Mitarbeiter:innen nicht vor Ort sind. Weil ja nur diejenigen gute und beförderungsfähige Mitarbeiter:innen sind, die auch viel vor Ort sind und sichtbar sind?!

Nein, natürlich nicht. Zum einen würde das wieder “wer vor Ort ist und am längsten arbeitet, ist auch eine gute Führungskraft” bedeuten und zum anderen ist der Umkehrschluss, dass nur laute Menschen (extrovertiert?!) befördert werden und damit zur Führungskraft werden. Eine gewagte These, die sich leider öfter in Unternehmen bestätigt.

Wir müssen dringend weg von dieser “vor Ort und Zeit” Kultur, hin zu einer ergebnisorientierten Kultur (vgl. “Ergebniskultur“). Denn nur dadurch werden Aussagen wie “Bummelei” und auch das Misstrauen gegenüber den mitarbeitenden Menschen obsolet und wir können uns auf wirkliche Führung und eben die Ergebnisse konzentrieren.

Nebenbei wird auch eine wunderbare Kultur geschaffen. Dann ist es natürlich möglich, dass sich eben die Menschen um den Haushalt, die Kinder oder um sich selbst kümmern. Denn ein mündiger mitarbeitender Mensch, der genau weiß, was das Ergebnis sein soll und bis wann es da sein muss, ist auch ein entsprechender Teil einer positiven Unternehmenskultur. Dies wirkt sich eben auch wieder auf das gesamte Unternehmen aus.

Fazit

Liebe Führungskräfte, wenn ihr Bummelei befürchtet, wenn ihr nicht wisst, was eure Mitarbeiter:innen machen oder wenn ihr einfach kein Vertrauen aufgebaut habt, dann sucht euch bitte Unterstützung! Arbeitet an euch, denn ohne eure Mitarbeiter:innen seid ihr keine Führungskraft!

Es gibt also einen Ausweg und es gibt viele Menschen, die euch helfen können. Sucht euch eine:n Coach. Arbeitet an euch. Führungskraft zu sein, das ist eine vollumfängliche, komplexe und herausfordernde Tätigkeit. Es setzt voraus, dass ihr Interesse und ein Grundvertrauen in Menschen habt.

Die Umfrage zeigt auch, dass ihr nicht alleine seid. Es gibt viele Menschen, die ebenso in ihrer Tätigkeit überfordert sind und Unterstützung benötigen. Tauscht euch mit anderen aus und arbeitet an euch! Dann klappt auch das Homeoffice.

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