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Coaching brauche ich nicht!

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Im vergangenen Jahr habe ich über 50 Führungskräfte über ein halbes Jahr in ihrer Entwicklung als Coach begleiten dürfen.

Vor dem allerersten Zusammentreffen habe ich abgefragt, wie viele bereits Coachingerfahrung haben. Es waren sehr wenige. Die meisten Führungskräfte hatten Managementseminare und Führungskräftetrainings erhalten – teilweise auch über längere Zeiträume. Ein Vorgehen, was in der Vergangenheit ein gängiger Standard von Unternehmen war. Nachfragen bei einer Vielzahl von Menschen mit Führungsaufgaben aus anderen Unternehmen haben dieses Bild bestätigt.

Dass Führung ein eigener Job ist und gerade die Führung von Menschen nicht einfach durch Trainings und Seminare erlernt werden kann, ist eher ein neues Bild. Gerade Führungskräfte müssen immer wieder an sich arbeiten. Gerade im Hinblick darauf, dass es Studien gibt die besagen, dass jeder dritte Mensch in Unternehmen die eigenen Potentiale nicht entfalten kann (Quelle: XING).

Hier erläutere ich kurz, warum Coaching gerade für Führungskräfte (aber auch jeder andere Mensch kann von Coaching profitieren!) den essentiellen Unterschied ausmacht.

Ursprung des Coaching

Der Begriff “Coach” bedeutet ursprünglich “Kutsche” (Quelle: wikipedia.de) und wurde in der englischen Sprache bereits 1556 nachgewiesen. Der Begriff tauchte im späteren Verlauf auch bei privaten Tutoren für Studenten wieder auf.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird der Begriff auch vermehrt im sportlichen Sektor im anglo-amerikanischen Raum verwendet. Schauen wir uns das also weiter im Sport an.

Coach oder Trainer?

Im sportlichen Sektor ist Coaching weit verbreitet. Oftmals wird das Wort “Coach” als Synonym für “Trainer” verwendet. Coaching geht jedoch über Training hinaus und umfasst primär die Motivation und Beratung der Sportlerin/des Sportlers.

TrainerCoach
Der Trainer ist verantwortlich für die Zielerreichung durch seine methodisch-taktische Gestaltung des TrainingsDer Coach lässt dem Athleten so weit wie möglich die Verantwortung für die Themen- und Zielsetzung während des Trainings
Verfügt über das nötige Fachwissen der TrainingslehreHat Beratungskompetenz
Nimmt die Rolle des Anleiters, Moderators oder Lernbegleiters einNimmt die Rolle des Fragenstellers, Zuhörers und Gesprächspartner ein
Die gewählten Methoden stammen aus dem Bereich der sportwissenschaftlichen TrainingslehreDie verwendeten Methoden stammen häufig aus dem Bereich der Psychologie
Der Trainer gewährleistet den Auf- und Ausbau spezifischer sportlicher Fähigkeiten und VerhaltensweisenDer Coach gewährleistet den Auf- und Ausbau nebenfachlicher Kompetenzen wie die Selbst- und Sozialkompetenz
Tabelle: Unterschiede zwischen der Rolle des Trainers und des Coachs (Biller nach Lippmann, 2006); Quelle Mobilesport

Diese Unterschiede sind wichtig, denn im sportlichen werden oftmals persönliche Coaches hinzugezogen, um Sportler:innen in bestimmten Bereichen besser zu machen. Es geht nicht nur um einen Bewegungsablauf, der immer und immer wieder trainiert wird, es geht um eine selbstständige und nachhaltige Veränderung in einer gewissen Situation. Es hat also immer ein konkretes Ziel und ist punktuell zu betrachten.

Im Profisport ist Coaching ein normaler und gängiger Ansatz und trennt oftmals Amateure von Profis.

Zurück zu Unternehmen

Im geschäftlichen Umfeld sieht es – gerade im deutschsprachigen Raum – ganz anders aus. (Neue) Führungskräfte erhalten eben Trainings, trainieren bspw. Gehaltsverhandlungen oder Gesprächsführungen. Es werden Grundlagen vermittelt, die die Führungskräfte dann danach direkt einsetzen können.

Nun ist es meist so, dass Führungskräfte aus einem operativen Umfeld heraus kommen. Die wenigsten Führungskräfte bilden sich direkt als Führungskraft aus (Lesetipp: im American Football gibt es beispielsweise die Trainerlaufbahn), bzw. wird oftmals davon ausgegangen, dass eine Führungskraft operativ tätig gewesen sein muss. Durchaus sinnvoller Ansatz, da praktische Erfahrungen in der Beurteilung von Situationen von Vorteil sein können. Meist werden die Menschen zu Führungskräften, die in ihrem Bereich am besten waren (Lesetipp: Zeit ist die billige Art der Führung – gerade im Bezug auf das Peter-Prinzip).

Ein Umstand der klarmacht, dass nicht auf die Eignung als Führungskraft eingegangen wird, bzw. Führung nicht als eigener Job gesehen wird. Es kann also sein, dass dieser Mensch sich zu einer guten Führungskraft entwickelt. Und genau hier kommt der Knackpunkt und das entscheidende Wort: entwickelt.

Weg der Entwicklung

Menschen entwickeln sich fortlaufend. Profisportler trainieren und holen sich für ihre weitere Entwicklung Unterstützung – Coaches! Im beruflichen Umfeld passiert das nur sehr wenig. Im Gegenteil. Es wird mit kurzfristigen Maßnahmen (Trainings und Seminaren) agiert, aber nachhaltige Veränderung (bspw. von Verhaltensweisen) gibt es nicht. Damit passiert etwas, was eben nur der kurzfristige Trainingseffekt ist: direkt nach dem Training wird das Trainierte angewandt. Nach ein paar Tagen wird es schon weniger und nach Wochen ist nichts mehr davon vorhanden. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere Trainingsteilnehmer ab und an an das vergangene Training. Aber eben nicht in der notwendigen und angebrachten Situation.

Das ist einer der größten Vorteile in einem Coachingverhältnis – Coaching bedeutet Nachhaltigkeit, Hilfe zur Selbsthilfe und eine eigene und freie Entscheidung!

Profisportler werden durch Coaching besser, entwickeln sich und bleiben Profis. Im Business-Umfeld wollen viele als Profi wahrgenommen werden, machen aber eben nur wenig dafür. Weiterentwicklung ist so wichtig. Wenn diese spezifisch und nachhaltig ist, den Menschen in der Selbstbestimmung belässt, dann kann das nur ein Mehrwert für alle sein. Für den Menschen, der an und mit sich wächst. Für das Team, welches eine tolle Führungskraft hat. Und schlussendlich für das Unternehmen, das zufriedene Menschen hat, die gerne im Team, mit der Führungskraft und somit für das Unternehmen arbeiten!

Profi sein

Wenn ihr also im beruflichen Umfeld Profi sein wollt, dann nehmt euch Zeit, reflektiert euch, seid selbstkritisch und auch ehrlich zu euch: was fehlt euch, damit ihr noch besser werdet? Was wollt ihr denn überhaupt erreichen? Was sind eure Ziele?

Wenn ihr mit diesen Fragen begonnen habt, holt euch punktuelle Hilfe. Coaches können keine Wunder vollbringen – denn das würde dem Coachingansatz “Hilfe zur Selbsthilfe” widersprechen. Aber ihr selbst könnt für euch Wunder vollbringen!

Und für Unternehmen: bietet Coachingprogramme an, sucht Coaches und helft den Menschen in eurem Unternehmen sich individuell weiterentwickeln und entfalten zu können!

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