Ich habe die Tage einen Beitrag gelesen, über den ich mich sehr aufgeregt habe. Zum Glück waren die Kommentare unter dem Beitrag meinen Gedanken sehr ähnlich. In diesem Beitrag ging es um die Klassifizierung “A, B und C”. Aber nicht bei Kunden (das werde ich im bald erscheinenden Beitrag “Kunden sind klasse” betrachten), sondern bei Mitarbeitern*.
Ich werde diesen Beitrag hier nicht verlinken (kann gerne bei mir angefragt werden), da ich das Unternehmen nicht weiter pushen möchte. Ich fasse den Inhalt gerne zusammen:
Schlechte Mitarbeiter müssen gehen
Bei der Überschrift handelt es sich um die originale Überschrift aus dem Beitrag. Alleine hier hebe ich meine Hand und frage: “wer oder was sind schlechte Mitarbeiter”? Ich kenne Menschen, die keinen Spaß an ihrer Arbeit haben, die Werte von Unternehmen und Mensch nicht zusammen passen, die Aufgabe den jeweiligen Menschen nicht erfüllt oder schlichtweg die Chemie bei den Menschen nicht mehr passt. Aber einen “schlechten” Mitarbeiter? Nun gut, nennen wir es mal unglücklich gewählt.
Der erste Satz der Unterzeile ist dann aber zu viel: “Es gibt A-, B- und C-Mitarbeiter”. Hui. Der für diese Aussage verantwortliche Mensch klassifiziert also die Mitarbeiter und sagt im weiteren Verlauf, dass man sich nur auf A-Mitarbeiter konzentrieren, nur diese suchen und einstellen sollte. Alle anderen sollte man ignorieren, rauswerfen und gar nicht mehr anschauen. Denn nur A-Mitarbeiter sind diejenigen, die die Leistungen erbringen. B-Mitarbeiter machen nur “9-to-5” und C-Mitarbeiter leisten gar nichts.
Entwicklung
Die Entwicklung von C zu B und von B zu A ist sehr schwierig und braucht eine längere Zeit (mind. drei Jahre). Und von C zu B schaffen es sowieso nur 10 Prozent – daher sollte man hier also lieber diese Menschen aus dem Unternehmen entfernen. Am Ende sollte das Ziel sein, dass man 80% A- und 20% B-Mitarbeiter hat. C sollte es gar nicht mehr geben.
Auswahl
Bei der Suche nach A-Mitarbeitern sollte man sich ganz viel Zeit nehmen (ja, finde ich gut, wenn sich beide Seiten kennen lernen) und ihn auf Herz und Nieren prüfen (wenn das beidseitig erfolgt, dann kann man das schon so machen. Hier ist das Risiko, dass die Augenhöhe sehr schnell verloren geht). Aber man sollte auf gar keinen Fall einen B-Mitarbeiter einstellen. Und C? Ach, bitte. Darüber wird gar nicht mehr gesprochen.
Auswirkung auf die Kultur
Nun stellen wir uns einmal vor, ein Unternehmen geht genau so vor. Liebe Leserinnen und Leser, wollt ihr in so einem Unternehmen mit dieser Mentalität und Kultur arbeiten? Denn die Auswirkung auf die Kultur ist immens!
Eine vertrauensvolle und auf Augenhöhe stattfindende Kultur wird es hier nicht geben. Hier wird ein klarer Shareholder-Ansatz verfolgt, der nur die Gewinnmaximierung im Auge hat. Nachhaltigkeit und Menschlichkeit geht bei diesem Ansatz verloren. Eine hohe Fluktuation ist hier Gang und Gäbe. Und wie sieht es dann mit Nachwuchs aus? Aus Generation Y-Sicht gesprochen, würde ich dort niemals anfangen. Das schreckt ab und bewirkt genau das Gegenteil: bloß weg dort!
Macht das bitte nicht
Liebe Unternehmen, kommt bitte nicht auf die Idee, solch eine Klassifizierung bei euren Mitarbeiter*innen einzuführen. Wenn in euren Unternehmenswerten das Wort “Vertrauen” auftaucht, wäre das ein krasser Widerspruch. Denn ihr müsstet eure Mitarbeiter immer (über-) prüfen – und müsstet automatisch misstrauen. Also bitte, lasst es. Wenn ihr euch unsicher seid was ihr genau wollt und braucht, schaut euch eure Kultur an. Wo steht ihr heute? Was sind eure Werte? Was sind die Werte eurer Mitarbeiter*innen? Welche Werte wollt ihr? Daraus ergibt sich eure Kultur und daran könnt ihr arbeiten. Aber bitte, bitte, nicht mit Klassifizierungen der Mitarbeiter*innen!
*: normalerweise gendere ich und nutze in diesem Beispiel “Mitarbeiter*innen. Hier habe ich bewusst darauf verzichtet, da ich den Charakter des Artikels wiedergeben wollte.
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