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Mauern einreißen

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Ich spreche hier ausnahmsweise nicht (nur) von Digitalisierung. Es geht in diesem Beitrag um mehr: es geht darum, etwas anders zu machen, neu zu denken. Es geht um Umdenken.  Und um das Warum und Wie?

Und es wird auch ein wenig persönlich. Ich werde von meinem  persönlichen Umdenken berichten.

Hintergrund

Letztes Jahr hatte ich mich dazu entschlossen, mich selbstständig zu machen. Mein eigenes Unternehmen zu gründen. Alleine hin zu diesem Schritt gab es zahlreiche spannende Momente: sind meine Ideen tragfähig, kann ich das so leisten, und kann ich dies zukunftsorientiert ausgestalten? Noch spannender war, dass ich mich in vielerlei Hinsicht umgewöhnen musste. Und immer noch muss.

Oder eher will

Ich habe schon immer darauf geachtet, dass ich so arbeite, dass ich in meiner jeweiligen Verfassung das beste aus mir raus geholt habe: in der früh kreativ sein? Nicht der beste Ansatz.  Montagmorgen komplexe Inhalte analysieren? Es gibt bessere Zeiten dafür. Wenn ich doppelt arbeiten wollte, war das immer ok. Dafür gingen zu diesen Zeiten  aber andere, standardisierte Tätigkeiten: Termine ordentlich planen, Fakten vorbereiten. Perfekt. Und das in einer 40-Stunden Woche.

Genau diese Zahl begegnet mir momentan immer wieder: 40-Stunden (oder Abwandlungen davon).

Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich in mein altes 40-Stunden denken verfalle. Montagvormittag richtig produktiv sein? Irgendwie ist das bei mir nicht möglich. Ich bin irgendwann dazu übergegangen, Montagvormittag mit einem Block zu versehen, der besagte, dass ich mich auf die Woche vorbereiten soll. Also wieder faktenorientierte Tätigkeiten. Richtig wohl habe ich mich mit dem Block nicht gefühlt, hatte aber im Hinterkopf, dass ich Montagvormittag ja schon arbeiten sollte.

Und dieser Tatsache wurde ich mir bewußt: “Montagvormittag arbeiten sollte”. Warum? Es ist doch ein “40-Stunden-Relikt”. Ich bin in dieser Zeit einfach nicht produktiv. Zumindest dann nicht, wenn ich die Mauer “ich muss jetzt das machen” in mir aufgebaut hatte.

Dabei ist eines wichtig: ich meine hier im Übrigen nicht das Prinzip “Arbeit” an sich. Das ist ein elementarer Bestandteil von mir und die Basis all meines Schaffens und Bestrebens.

Es geht mir hierbei um die Zeiten, die indoktriniert sind: Das 4o-Stunden-Prinzip eben.

Ich habe mich oft in diesem “Denken” erwischt. Die 40-Stunden sollen stellvertretend für viele Bereiche sein. dazu zählen:

  • nicht am Stück arbeiten
  • arbeiten, wenn Arbeit da ist
  • auch mal alle fünfe gerade sein lassen
  • Arbeit gehört zu meinem Leben dazu: daher nicht zwischen Frei- und Arbeitszeit trennen
  • Worklife-Balance? Wofür? Ich arbeite gerne und mache das, was ich mache auch sehr gerne!

Heute

Bin ich Montagvormittag oft in meine Arbeit vertieft. Ja, das ist erst einmal ein wenig widersprüchlich. Im Detail ist es das aber nicht: ich will dann etwas machen. Mein Wunsch ist es, etwas zu machen. Und da ist der Unterschied: ich muss nicht. Ich kann. Und ich kann wenn ich es will. Ich habe meine persönliche Mauer eingerissen.

Dafür mache ich auch mal unter Tags (wenn ich im Home Office bin) andere Sachen und das, was ich will: Wohnung aufräumen, Sport oder auch mal ein (nicht arbeitsorientiertes) Buch lesen. Nicht nur weil ich es kann. Nein, eher weil ich es will. Und ich dann weitaus produktiver und konzentrierter in meinen tatsächlichen Aufgaben bin.

Diese “Mauern in meinem Kopf” musste ich erst aufbrechen. Und auch heute verfalle ich ab und an in dieses Muster wieder zurück. Meist, wenn ich eine Blockade habe, gerade einen müden Punkt verspüre oder keinen Fokus setzen kann. Ich muss mich dann einfach dazu zwingen, einfach auch mal aufhören zu können. Somit sieht meine Woche (sieben Tage!) nicht mehr nach einem acht-Stunden-Arbeitsblock aus. Ich arbeite wann und wie ich will.

Wie ich heute arbeite

Ich setze für jeden Tag Ziele, die ich erreichen will. Dieser Beitrag war so ein Tagesziel: heute wird der Artikel fertig, egal wann und wie. Ich habe in der früh angefangen, die ersten Gedanken nieder zuschreiben. Am Abend, gegen 22:00 Uhr war er dann fertig. Insgesamt daran geschrieben oder Gedanken daran verschwendet? Weiß ich nicht, ist für mich auch nicht relevant. Er ist fertig, Ziel erreicht. Das zählt für mich!

Ich arbeite nicht nach Stechuhr. Ich versuche, mein Tagesziel zu erreichen. Und wenn es mal nicht klappt, weil beispielsweise andere Sachen dazwischen gekommen sind, oder ich vielleicht auch eine Schreibblockade hatte? Dann ist es für mich in Ordnung. Dann wurde das von mir persönlich gesetzte Ziel nur in Teilen erreicht.

Natürlich klappt das nicht immer – das wäre schön. Die Regel ist bei mir, dass ich die meiste Zeit so lebe. Und mir meiner Themen, Inhalte, Umgebung, Mitmenschen und meiner Arbeit gegenüber bewusst bin. Ich konzentriere mich heute viel fokussierter auf die Aufgaben. Und auf meine Zeit in der ich nicht arbeite.

Fazit – Appell

Und das ist mein Appell an jeden einzelnen: wir haben in der heutigen Zeit viele Möglichkeiten. Alleine durch die vierte industrielle Revolution (Digitalisierung) verschwimmen (lösen sich sogar auf) die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit.

Natürlich weiß ich , dass es nicht in jedem Bereich geht. Ich appelliere aber daran, dass wir die Möglichkeiten die wir heute haben nutzen. Dass wir anfangen, nicht in “40-Stunden/Woche”,  “8-Stunden am Tag” und, “5-Tage-Woche” und “Arbeitswoche” zu denken. Es bedarf dafür prinzipielle Veränderung und Verantwortung. Natürlich arbeitet man auch mit anderen Menschen zusammen. In einer Gemeinschaft heißt es dann auch wieder, sich miteinander zu organisieren. Das betrachte ich als selbstverständlich.

Selbstverständlich sollte aber auch sein, dass man die zur Verfügung stehende Zeit für sich selbst bewusst nutzt. Und ja, dazu kann auch mal ein Tag auf der Couch mit Serien gehören.

Daher sollte man keine Angst davor haben Mauern einzureißen: es öffnet einem neue Perspektiven und weitere Türen!

Zum Ende gebe ich auch gerne noch ein Zitat von Götz Werner, Gründer der Drogeriemaktkette dm mit:

“Wenn ihr unbedingt einen Burnout haben wollt, dann tut Dinge, die ihr nicht mögt”

Götz Werner, Gründer der Drogeriemaktkette dm
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