Chief Digital Office (kurz CDO) – eine Rolle, die erst im Zeitalter der Digitalisierung, also seit Kurzem, entstanden ist. 2016 verfügten gerade mal 2 Prozent der deutschen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern über die Rolle CDO (Quelle: Wikipedia). Dieser Beitrag handelt von dieser Funktion, wird sich mit den Aufgaben, Problemen und Herausforderungen und auch den Vorurteilen befassen.
Warum überhaupt?
Wenn wir heute Unternehmen betrachten, finden wir meist eine klassische Unternehmensstruktur vor: es gibt die Funktion CEO, darunter die Rolle CMO, CSO, COO, CFO, CIO und CTO (und ggf. weitere Rollen). Jede ist für ihren Bereich verantwortlich, ist hier Spezialistin. Was in anderen Bereichen geschieht, bleibt hier meist außen vor. Natürlich gibt es ein paar Ausnahmen. In der Regel hat die Rolle CxO in ihrem Bereich das Sagen und es gibt keine übergreifende Verantwortung. Wenn nun ein Unternehmen mit dieser Konstellation Veränderungen durchführen will, wird das mit dieser Struktur nur sehr schwer bis gar nicht funktionieren. Man wird sich nur im Kleinen verändern.
Und genau das ist die Aufgabe von CDOs. Sie ist nicht für ihren eigenen Bereich, also linear von oben nach unten verantwortlich. Sie arbeitet mit interdisziplinären Teams zusammen. Die Rolle ist somit übergreifend zu verstehen. Und sie trägt andere Sichtweisen in die Bereiche mit hinein. Sie fragt nach, stellt selbst immer wieder die Frage „warum machen wir das so?“.
Daher ist die Frage nach dem „Warum“ sehr einfach zu beantworten: die Rolle CDO hat die Aufgabe, im Unternehmen abteilungsübergreifend Themen zu verstehen, andere Perspektiven einzunehmen und neues Potential aufzuzeigen.
Was sind die Aufgaben?
Das Aufgabenfeld ist sehr umfänglich und kann sich immer wieder unterscheiden. Aber ein paar grundlegende Themen gibt es. Dazu zählt beispielsweise, alles in Frage zu stellen. Nur damit können Veränderungen eingeleitet werden.
“CDOs müssen alles in Frage stellen – auch mit unbequemen Fragen!”
Danach folgt direkt die Fähigkeit, Teams themenübergreifend über Bereiche hinweg zusammenzuführen und neue Impulse zu setzen. Dabei müssen CDOs die richtigen Ressourcen erkennen (intern wie aber auch extern) und einsetzen können. Somit ist hier ein hoher kommunikativer Skill gefragt.
CDOs haben dabei kein tiefgreifendes technologisches Wissen. Zukunftsvisionen sind hier gefragt. Einen Blick für ein großes Bild zu haben. Dies vermitteln zu können, aber auch Korrekturen vornehmen und bei Bedarf etwas beenden zu können.
Und natürlich muss sie sich mit neuen Geschäftsmodellen und Produkten befassen. Dabei immer den Kunden im Zentrum haben und entsprechend das Unternehmen darauf ausrichten.
Wo sitzen CDOs?
Es kommt selbstverständlich auf die Unternehmensstruktur an. Aber prinzipiell gilt: CDOs haben nicht „den“ einen Bereich zu managen. Die Rolle CDO befähigt viel mehr andere Menschen darin, sich mit einer zukünftigen Vision auseinander zu setzen. Daher ist die Funktion nicht in eine vorhandene Struktur einzugliedern, sondern als übergreifende Ressource zu verstehen. Und die Geschäftsleitung muss ihren CDO voll umfänglich unterstützen.
Und noch ein paar Vorurteile und Mythen
- Vorurteil: CDOs kennen sich extrem gut mit Technologien aus.
Sie sind also quasi CIOs oder CTOs – hier ein ganz klares Nein! CDOs können Technologien kennen. Dabei kommt es aber meist auf das grundsätzliche Verständnis an. Beispielsweise, dass KI eine grundlegende Veränderung bedeutet und eine zukunftsweisende Thematik darstellt. Wie sich aber KI im Detail zusammensetzt, wie sie technologisch eingeführt und im Unternehmen etabliert wird, dass ist nicht die Rolle von CDOs. - Vorurteil: CDOs haben ihren eigenen Bereich in dem sie agieren können.
Definitiv nein. Wenn CDOs in anderen Bereichen erst nachfragen müssen, keine übergreifende Rolle inne haben und dies von der Geschäftsleitung auch so kommuniziert wurde, dann ist die Rolle “CDO” nicht verstanden worden. Und somit auch zum scheitern verurteilt - Vorurteil: CDOs wird immer neue Technologien einführen.
Auch hier ein definitives Nein. Es kann sein, dass es neue Technologien geben wird. Es wird aber viel wahrscheinlicher sein, dass sich Abteilungen und Teams verändern werden. Vielleicht auch Produkte und Geschäftsmodelle. Dies hat aber erstmal gar nichts mit Technologien zu tun.
Fazit
Die Einführung der Rolle CDO muss man wollen. Es darf nicht als Alibi-Funktion und Allheilmittel verstanden werden. Eingesetzte CDOs, auf der gleichen Ebene wie ihre CxO-Kolleginnen und Kollegen, wird keine Änderung bewirken können.
“Warum machen wir das so?”
Im Idealfall werden CDOs als Stabsstelle installiert. Dabei ist dann Voraussetzung, dass sie übergreifend tätig werden, interdisziplinäre Teams zusammenstellen und in andere Bereiche aktiv eingreifen kann. Und sie muss in Frage stellen dürfen! So kann eine Veränderung gelingen.
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