Offenbarter Egoismus

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Die aktuelle Situation kann man Krise nennen. Es ist eine weltweite Pandemie. Ein externer Zustand, der jeden einzelnen Menschen betrifft. Die Auswirkungen werden wir noch nicht absehen können. Eines wissen wir aber jetzt schon: es wird nicht mehr so sein wie vor COVID-19.

Von der Pandemie können wir auch viel lernen. Wir erleben gerade sehr viel offenbarten Egoismus. Das ist nicht böse gemeint – es ist ein durchaus verständlicher Wesenszug. Und egoistisch kann jeder von uns sein. Manch einer ist es mal mehr, ein anderer weniger. Aber jeder Mensch ist es. Nehmen wir die Pandemie als Beispiel für Egoismus in der Unternehmenskultur.

Unternehmenskultur

In Unternehmen gibt es zahlreiche verschiedene Menschen und Charaktere. In einem durchschnittlichen Unternehmen finden wir alle wieder. Manchmal sind mehr Unterschiede vorhanden, manchmal weniger.

Eben diesen unterschiedlichen Charakteren gegenüber ist eine offene Unternehmenskultur aufgeschlossen. Im Gegenzug gibt es natürlich auch eher verschlossene Kulturen, in denen es teilweise eher Machtkämpfe und Misstrauen gibt. Letztere Kultur ist gerade oft in den Medien, weil hier auch gleichzeitig weniger Vertrauen und dadurch auch wenig bis gar kein Home Office angeboten wird (vgl. “Freiwillig Home Office“).

Nun gibt es aber auch eine menschliche Eigenschaft, die jeder in sich trägt: Egoismus. Alleine durch die Tatsache, dass jeder Mensch am eigenen Überleben (vgl. “Moderne Evolutionstheorie“) interessiert ist, lässt sich dies schon ziemlich gut darstellen.

Natürlich wird Egoismus oftmals als schlechte Charaktereigenschaft betrachtet. Wie in allen Lebenslagen, ist dies bei einer Übermäßigkeit durchaus auch so. Erleben wir in extremen Wettbewerbssituationen, in denen mit allen (auch unfairen) Mitteln zum eigenen Zweck gekämpft wird. Ist oft in einer Unternehmenskultur zu finden, wenn es um Beförderungen geht und dies vom gesamten Unternehmen eben so gelebt wird.

In einer prinzipiell offenen, gesunden und gelebten Unternehmenskultur wird Egoismus ausbalanciert sein. Bis eine externe Krise eintritt.

Externe Krise

Genau dies erleben wir gerade: durch die Pandemie befinden wir uns in einer Krise, die wir selbst nicht zu verantworten haben (intern), sondern uns von Extern betrifft. Auch in einer Krise gibt es die egoistisch getriebenen Menschen. Meist ein kleiner Teil, dafür aber auch umso lauter. In einer Unternehmenskultur muss man damit umgehen, die Menschen einbeziehen und durchaus auch individuell auf die Menschen zugehen.

Schwierig wird es, wenn die externe Krise länger dauert. Wir erleben dies gerade durch Menschen, die sich eben nicht mehr an Regeln halten, diese für sich auslegen oder ausnutzen und das soziale Gefüge aus der egoistischen Sichtweise… bringen. Ein persönliches Beispiel:

Kita

Anfang 2021, es werden neue Maßnahmen im Lockdown beschlossen. Dazu gehört auch die Schließung der Kitas. Also auch wir sind davon betroffen. In Bayern werden die Kitas geschlossen, aber mit einer Notbetreuung versehen. Diese sieht vor, dass man sein Kind abgeben kann, wenn es eben nicht anders geht (ja, ein Appell an die Eltern; die Verantwortung wird also abgegeben). Das Ergebnis ist, dass wir den zweijährigen Geburtstag unserer Tochter zu Hause gefeiert haben, während in unserer Kita-Gruppe von 12 Kindern acht (8!) anwesend waren und von einem anderen Kind den Geburtstag gefeiert haben. 8 von 12 Kindern waren da. Dies ist keine Ausnahme, sondern spiegelt die Durchschnittsbelegung der Kita wider: ca. 65%.

Im Unternehmen

Wenn wir dies auf Unternehmen transferieren, dann ergibt sich ein ähnliches Bild: Menschen nutzen die Regeln aus. Gerade dann, wenn die Krise länger dauert. Umso länger sie dauert, umso mehr wird ausgereizt. Die moralische Grenze verschiebt sich immer weiter. Home Office wird beispielsweise nicht mehr erlaubt, untereinander helfen rückt in den Hintergrund und es verändert sich ganzheitlich die Kultur.

Zudem birgt es die Gefahr, dass Entscheidungen an die Mitarbeiter:innen abgegeben (wie im Kita-Beispiel) und entsprechend ausgenutzt werden.

Rettet die Kultur

Diese Überschrift ist in der aktuellen Lage durchaus so gewollt: die Kultur leidet in einer Krise und bedarf einer Rettung.

Im Unternehmen bedeutet dies, dass daran hart gearbeitet werden muss. Entscheidungen müssen noch eindeutiger, vielleicht auch schneller, aber auch nachvollziehbar und offen getroffen werden. Regeln und Möglichkeiten müssen in Frage gestellt, verändert, neu getroffen und erläutert werden.

Es gilt gerade jetzt, dass am Unternehmen gearbeitet wird. Vertrauen ist nun eines der wichtigsten Wörter. Wenn die Menschen sich untereinander weniger vertrauen, muss dem gegengesteuert werden.

Und den extremen Ausprägungen des Egoismus muss man entschieden entgegentreten. Denn daran kann ein Unternehmen zerbrechen. Es spaltet die Menschen. Genau das darf nicht passieren. Also heißt es nun, dass man als Unternehmen zusammensteht, gemeinsam aktiv wird, über Probleme spricht und sich weiterentwickelt.

Gerade in einer Krise muss man sehr aktiv am Unternehmen arbeiten. Wenn alle ihrem Egoismus primär folgen, haben wir eine negativ veränderte Unternehmenskultur – und die Frage ist dann, wie lange das ein Unternehmen überstehen kann!

Lasst uns also das soziale Gleichgewicht wieder herstellen und dem ausgelebten und ausgeprägtem Egoismus entschieden entgegentreten!

Eine Antwort zu „Offenbarter Egoismus“

  1. Patriotisches Silodenken – Veraenderung Starten

    […] erleben gerade eine Pandemie. Viele Menschen denken zuerst an sich (vgl. „Offenbarter Egoismus„). Es werden Maßnahmen angeordnet, die woanders nicht gelten. Der Staat versucht etwas, […]

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