Im Durchschnitt stehen Arbeitnehmende 31% ihrer Aufgaben negativ gegenüber. Natürlich wäre es schön, wenn alle unsere Aufgaben positiv wären. Das ist natürlich utopisch und würde weder in der Realität funktionieren, noch ist es erstrebenswert. Denn dadurch stellen wir auch durchaus fest, was uns liegt, wo unsere Stärken sind, was uns vielleicht (inzwischen) gefällt und wo unser Potential ist.
Aber auch das ist eher noch eine Seltenheit. Darum wird es in diesem Artikel gehen.
Ursprung
In der Regel besuchen wir zwischen 9-13 Jahren eine Schule. Hinzu kommen weiterführende Schulen, Studium oder Ausbildung. Da kommt also ganz schön was zusammen.
Unser Schulsystem hat einen Bildungsauftrag. Das heißt, dass für die Allgemeinheit geeignete Bildungsangebote zu erarbeiten und bereitzustellen sind. Soweit so gut. Somit hat jeder Mensch die Möglichkeit, sich vielfältig und weitreichend zu bilden.
Aber es gibt auch negative Auswirkungen. Auf eine davon gehe ich hier ein: von klein auf werden wir in den unterschiedlichsten Fächern unterrichtet und werden auch darin bewertet. Jetzt gilt allgemein, dass wir in einer Bewertung auch durchaus ein Ergebnis haben sollten, mit dem wir unsere (berufliche) Zukunft nicht “verbauen”. Heißt, es werden allgemein gute Noten erwartet.
Somit müssen Schüler:innen sich mit Themen befassen, ob sie darin nun gut sind, bzw. Stärken oder Potential haben, oder eben nicht. Dies ist ein wichtiger Punkt, denn genau das zeigt sich immer wieder in Unternehmen!
Im Unternehmen
Wenn wir uns Unternehmen anschauen, dann stellen wir immer wieder fest, dass Menschen Aufgaben machen, in denen sie nicht gut sind, diese sogar ungern machen, oftmals mit der Begründung, dass dies eben mit dazugehöre.
Ein einfaches (plakatives) Beispiel ist das Reporting/Präsentations-Paradoxon (Excel/PowerPoint-Paradoxon): dies besagt, dass die einen Menschen sehr gut in Excel sind. Es werden sehr gute Auswertungen erstellt, die Funktionen werden richtig genutzt und es erfolgt ein hochwertiges und aussagekräftiges Reporting. Auf der anderen Seite steht die PowerPoint-Fraktion: zielgruppenorientierte Formulierungen und grafisch ansprechendes Design stehen hier im Vordergrund. Würde nun die Gruppe “Excel” eine Präsentation machen müssen, würde sie dem eher negativ gegenüber stehen. Und natürlich andersrum. Im Job geschieht genau das.
Auswirkung
Wenn sich Menschen nun mit Aufgaben beschäftigen, denen sie eben eher negativ gegenüberstehen, dann leidet zum einen die Qualität, aber aber auch die zeitliche Effizienz der Person, die dies bearbeitet. Sie braucht länger als ein Mensch, der dieser Aufgabe positiv gegenübersteht. Selbstreflektionsfrage an die Leserschaft: welche Aufgabe war für euch negativ, wie war das Ergebnis und wie lange habt ihr gebraucht?
Zusammengefasst heißt dies, dass die Qualität leidet, die Person länger dafür benötigt und sich dies auch auf das weitere Umfeld ausweitet (Ausstrahlung auf andere Aufgaben in Sachen Zeit und positiver Einstellung). #TGIF (Thank God it’s Friday) ist da nicht mehr weit weg.
Auch sind dann viele weitere Auswirkungen wie “Quiet Quitting”, “innere Kündigung”, “keine Potentialentfaltung” und eine höhere Fluktuation nicht weiter verwunderlich.
Und es gibt noch eine Auswirkung. Denn wir haben nur die Mitarbeitenden betrachtet. Wir haben nämlich festgestellt, dass dadurch viel Zeit vergeudet wird. Diese Zeit fehlt an anderer Stelle und es werden zusätzliche Menschen benötigt. Der Fachkräftemangel schlägt zu.
Fachkräftemangel
Wenn sich schon intern Menschen mit Aufgaben beschäftigen, denen sie negativ gegenüberstehen, wie sollen dann neue Menschen mit den richtigen und passenden Aufgaben ins Unternehmen finden?
Zum einen müssten die suchenden Fachbereiche die Positionen richtig be- und ausschreiben und zum anderen müssten Talente sich ihrer selbst bewusst sein. Genau da ist aber ein Knackpunkt: durch unsere schulische Ausbildung und übernommene Gewohnheit ist dies nur selten der Fall. Wir stecken also in einem Dilemma.
Auswirkung
Die Auswirkungen spüren wir alle: es wird überall gesucht, aber oft gibt es, obwohl Talente da sind, kein passendes Match. Wir drehen uns im Kreis, denn im Unternehmen wird mit negativen Aufgaben gearbeitet, die Fachbereiche erstellen eine Zusammenstellung von Aufgaben und Anforderungen, die selten von einem Menschen (intrinsisch) motiviert abgedeckt werden können. Somit verbrennen Unternehmen hier direkt Geld auf der einen Seite und produzieren Gewinnverluste auf der anderen Seite durch die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Und auch die Reputation von Unternehmen leidet: denn wenn die jeweiligen Bewerbungsprozesse sich nicht mit den passenden Aufgaben und den dazu motivierten Talenten verbinden lassen, dann wirken die Bewerbungsprozesse eben demotivierend.
Was können wir machen?
Erstmal im Unternehmen beginnen. Aufgaben sichten, zusammenstellen und neu verteilen lassen (!). Heißt, dass in den jeweiligen Teams die Teammitglieder sich die offenen Aufgaben und Rollen selber heraussuchen können. Dadurch entsteht ein Rahmen der intrinsischen Motivation. Die Mitarbeitenden suchen sich Aufgaben gemäß ihrer Stärken heraus und natürlich die Aufgaben, in denen sie ihre Potentiale entfalten können.
Netter Nebeneffekt: Transparenz und klare Verantwortung im Team ist für alle eindeutig geklärt.
Das Ganze erfolgt idealerweise mit einem Coachingpartner – denn die (mindestens) 9-13 Jahre antrainierten Gewohnheiten müssen sich im Kopf wieder auflösen. Das klappt leider nicht von heute auf morgen – es braucht Zeit.
Aufgaben und Rollen, die nicht besetzt werden, werden extern ausgeschrieben. Bedeutet, es gibt keine Stellenanzeigen mehr (ein Relikt der Vergangenheit). Talente suchen sich die passenden Aufgaben und Rollen selber heraus und stellen sich so ihren (Traum-) Job zusammen. Klingt zu gut um wahr zu sein? Mitnichten. Das gibt es schon (Methodik “Rethinking Job”). Wenn ihr Interesse daran haben solltet, meldet euch gerne bei mir.
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