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Prozessberatung: Der Irrtum über echte Wertschöpfung

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Warum klassische Prozessberatung oft nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist

Prozesse, Prozesse, Prozesse – und trotzdem keine Wertschöpfung?

Jedes Unternehmen redet über Prozesse. Prozessoptimierung, Prozessautomatisierung, Prozessberatung. Doch was passiert, wenn wir uns das mal genauer ansehen?

Viele dieser „Prozesse“ sind in Wahrheit keine echten Prozesse. Es sind bloße Sammlungen von Aufgaben, die historisch gewachsen sind. Starre Abläufe, die mehr Verwaltung als Wert bringen.

Doch ein echter Prozess erfüllt einen klaren Zweck: Er erzeugt Wert. Und genau hier liegt der Knackpunkt:

Es gibt nur einen einzigen echten Prozess in Unternehmen – den Wertschöpfungsprozess.

Alles andere? Sind Aufgabenpakete, keine Prozesse.

Warum gibt es nur einen echten Prozess?

Die Antwort liegt in der grundlegenden Definition von Wertschöpfung.

Laut Michael E. Porter, dem Erfinder der Wertschöpfungskette, umfasst der Wertschöpfungsprozess alle Aktivitäten, die zur Schaffung von Mehrwert für Kunden beitragen – sei es durch Produkte, Dienstleistungen oder Innovationen.

  • Ein Unternehmen existiert nur, um Wert zu schaffen
  • Alles, was keinen direkten Beitrag dazu leistet, ist unterstützend – aber kein Prozess

Die Kernfrage lautet also: Welche Abläufe tragen wirklich zur Wertschöpfung bei?

Schauen wir uns zwei echte Wertschöpfungsprozesse an:

Beispiel 1: Automobilherstellung (Industrie)

Ein Automobilhersteller hat genau einen zentralen Wertschöpfungsprozess:

  1. Materialbeschaffung: Rohstoffe wie Stahl, Aluminium und Elektronikkomponenten werden eingekauft
  2. Fertigung & Montage: Die einzelnen Bauteile (Motor, Karosserie, Elektronik) werden zu einem fertigen Fahrzeug zusammengefügt
  3. Qualitätskontrolle & Tests: Das Auto wird geprüft, um den Kundenanforderungen zu entsprechen
  4. Vertrieb & Auslieferung: Das fertige Produkt gelangt über Händler oder Direktvertrieb zum Kunden

Warum ist das ein Wertschöpfungsprozess?
Weil jeder dieser Schritte direkt darauf abzielt, ein marktfähiges Produkt zu schaffen, für das Kunden bezahlen. Das ist die Definition von Wertschöpfung.

Was kein Wertschöpfungsprozess ist:
❌ Die Personalabteilung, die neue Produktionsmitarbeiter rekrutiert
❌ Die Buchhaltung, die Rechnungen für Zulieferer bearbeitet
❌ Die IT-Abteilung, die das interne E-Mail-System wartet

Diese Aufgaben tragen nicht direkt zur Herstellung des Autos bei – sie sind unterstützende Funktionen, keine Wertschöpfungsprozesse.


Beispiel 2: Software-as-a-Service (SaaS-Unternehmen, Dienstleistung)

Ein Unternehmen, das eine KI-gestützte Software entwickelt, hat folgenden Wertschöpfungsprozess:

  1. Softwareentwicklung: Ein Entwicklerteam programmiert eine Lösung, die Kunden Zeit und Kosten spart
  2. Testing & Feedback: Das Produkt wird getestet und durch Kundenfeedback verbessert
  3. Markteinführung & Vertrieb: Das Softwareprodukt wird vermarktet und verkauft
  4. Onboarding & Support: Kunden erhalten Schulungen, um die Software optimal zu nutzen

Warum ist das ein Wertschöpfungsprozess?
Weil das Unternehmen eine Software entwickelt, die einen klaren Mehrwert für den Kunden bietet und für die dieser bereit ist, Geld zu bezahlen.

Was kein Wertschöpfungsprozess ist:
❌ Die Personalabteilung, die Entwickler einstellt
❌ Das Finanzteam, das Marketingbudgets verwaltet
❌ Der interne IT-Support für Mitarbeitende

Diese Aufgaben sind wieder unterstützend – sie sind keine direkten Wertschöpfungsprozesse.


Die Illusion von „internen Prozessen“

Viele Unternehmen verwechseln „Prozesse“ mit „geordneten Abläufen“. Natürlich gibt es Strukturen wie Buchhaltung, HR oder IT – aber sind das echte Prozesse?

Nein. Sie sind Aufgabenpakete, die den Wertschöpfungsprozess unterstützen.

Reisekostenabrechnung ist kein Prozess. Es ist ein Aufgabenpaket innerhalb der Verwaltung.
Onboarding von Mitarbeitenden ist kein Prozess. Es ist eine Sammlung von Aufgaben, um neue Mitarbeitende produktiv zu machen.
IT-Ticketbearbeitung ist kein Prozess. Es ist eine organisierte Aufgabenverteilung.

Nur die Abläufe, die direkt zur Erzeugung von Kundennutzen beitragen, gehören zum Wertschöpfungsprozess.

💡 Alles andere? Kann, muss aber nicht so bleiben.

Warum Prozessberatung oft reine Arbeitsbeschaffung ist

Klassische Prozessberatung geht oft von der falschen Prämisse aus:
„Jede Abteilung braucht Prozesse.“

Doch das führt dazu, dass Unternehmen ihre Arbeitsweise in starre Muster zwängen, die Innovation und Flexibilität verhindern.

📌 Die Wahrheit ist: Prozessdenken ist oft ein Relikt der Industrialisierung.

Henry Ford hat mit seinen Fließband-Prozessen Großes geschaffen – aber das digitale Zeitalter ist nicht das Fließband.

KI, Automatisierung und agile Methoden erfordern ein neues Denken:
Von Prozessen zu Aufgabenpaketen.

Prozesse sind für Maschinen – Aufgaben sind für Menschen

Ein befreundeter Geschäftsführer hat es kürzlich perfekt zusammengefasst:

🗣️ „Prozesse sind oft nichts anderes als Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.“

Denn sobald sich Abläufe verändern, ist ein Prozess veraltet. Die Welt ändert sich zu schnell für starre Prozesse.

Was bedeutet das für KI und Automatisierung?

Viele Unternehmen versuchen, KI in bestehende Prozesse zu pressen.

Doch KI funktioniert anders als klassische IT-Systeme:

🔹 Sie ist dynamisch.
🔹 Sie kann lernen und sich anpassen.
🔹 Sie ist kein starrer Prozess, sondern ein intelligentes Werkzeug.

💡 Wer KI in Prozesse zwängt, verschenkt ihr Potenzial.

Besser: KI nutzt man, um Aufgabenpakete effizienter zu gestalten – nicht um Prozesse zu konservieren, die längst überholt sind.

Fazit: Raus aus dem Prozessdenken – hin zur Wertschöpfung!

  • Es gibt nur einen echten Unternehmensprozess: den Wertschöpfungsprozess
  • Alles andere sind Aufgabenpakete, die unterstützen – aber keine Prozesse
  • Prozessberatung? Oft reine Arbeitsbeschaffung
  • KI braucht keine Prozesse – sie braucht Aufgaben, die sie intelligent unterstützen kann

Wie sieht es in eurem Unternehmen aus? Hängt ihr noch an starren Prozessen – oder denkt ihr schon in Aufgaben und Wertschöpfung?

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