„Welche KI sollen wir nehmen – Modell A oder Modell B? Die, die alles kann?“
Diese Frage begegnet mir derzeit häufiger. Vor allem in Workshops, Projektgesprächen oder ersten Strategie-Skizzen. Und manchmal schwingt da so eine Hoffnung mit:
Jetzt kommt KI – und macht das alles endlich mal besser.
Nein.
So funktioniert das nicht. So wird es auch nie funktionieren.
KI ist keine Zauberformel
Die Vorstellung, dass man nur das richtige Modell auswählt und dann alles „läuft“, ist nachvollziehbar – aber gefährlich. Es klingt zu verführerisch einfach:
Einmal implementieren, ein paar Prompts tippen, ein paar Automatisierungen und fertig ist der digitale Produktivitäts-Boost.
Aber Realität ist: Mit KI kann vieles besser werden.
Aber es passiert nicht automatisch. Und schon gar nicht über Nacht.
Es braucht Vorbereitung. Struktur. Klarheit.
Und zwar nicht nur technisch – sondern vor allem menschlich und strategisch.
Die entscheidende Frage: Was wollt ihr eigentlich erreichen?
Wenn ich Unternehmen begleite, beginne ich selten mit der Technologie. Sondern mit diesen Fragen:
- Was ist euer Ziel mit KI?
- Welche Prozesse wollt ihr verbessern – und warum?
- Wo liegen eure aktuellen Herausforderungen?
- Was davon hat überhaupt mit Technologie zu tun?
In vielen Fällen stellt sich heraus:
Die Probleme liegen nicht in fehlender Technologie. Sondern in fehlender Klarheit.
Über Abläufe. Zuständigkeiten. Entscheidungswege. Prioritäten.
KI kann dabei unterstützen – aber sie kann keine Klarheit schaffen, wo Chaos herrscht.
KI funktioniert nicht trotz Menschen. Sondern nur mit ihnen.
In der Theorie lesen sich viele KI-Projekte beeindruckend. In der Praxis scheitern laut Gartner rund 85 % dieser Projekte. Warum?
Weil Unternehmen sich auf die Technologie stürzen – und dabei das Entscheidende vergessen: die Menschen.
Mitarbeitende wissen, wo es hakt. Sie wissen, welche Daten wirklich fehlen. Sie kennen die Stolpersteine im Alltag.
Aber sie werden oft nicht einbezogen.
🔁 Stattdessen werden Tools „ausgerollt“. Und dann wundert man sich, warum keiner mitmacht.
Was ihr besser machen könnt – konkret und praxisnah
1. Ziele definieren, bevor ihr Tools auswählt
Bevor ihr überlegt, welche KI „die richtige“ ist – klärt erstmal, wofür ihr sie braucht.
Und nein, „weil alle das machen“ oder „weil wir digitaler werden wollen“ reicht nicht.
Tipp: Fragt euch:
Was soll am Ende anders sein als vorher?
Wer profitiert davon – und wie merkt man das?
Wie würden wir das einem Kunden erklären?
2. Mitarbeitende einbeziehen – von Anfang an
Die besten Ideen kommen oft aus den Teams. Und genau dort muss KI ansetzen.
- Welche Aufgaben kosten Zeit und Nerven?
- Wo hakt es im Ablauf?
- Wo entstehen Fehler, weil Informationen fehlen?
Praxisbeispiel:
In einem Workshop mit einem Kunden aus dem Mittelstand kam der entscheidende Impuls aus der Buchhaltung.
Nicht vom C-Level. Nicht von der IT. Sondern von der Kollegin, die jede Woche manuell Zahlungseingänge prüfte.
Heute macht das eine KI – und sie nutzt die gewonnene Zeit für Kundendialog und Analysen.
3. Trainiert nicht nur das Modell – sondern auch euch
KI-Tools brauchen Training. Klar. Aber auch eure Organisation braucht das.
Die Einführung von KI ist kein Software-Update – es ist ein Veränderungsprozess.
- Wie gehen wir mit Unsicherheit um?
- Wer darf Entscheidungen treffen?
- Wie fördern wir das Lernen mit KI im Alltag?
Führungskräfte sind hier besonders gefragt. Sie sind nicht nur Entscheider:innen – sondern Ermöglicher:innen.
4. Versteht KI als Verstärker – nicht als Ersatz
KI wird eure Mitarbeitenden nicht überflüssig machen. Aber sie wird sichtbar machen, wer seinen Job versteht – und wer nicht.
Sie wird Prozesse beschleunigen – aber auch zeigen, wo es keine Prozesse gibt.
Sie wird Transparenz schaffen – aber auch Schwächen offenlegen.
Das ist keine Bedrohung. Das ist eine Chance.
Denn gute Menschen, in guten Strukturen, mit guten Tools?
Das ist der Jackpot.
5. Sorgt für ein stabiles Fundament
Die beste KI bringt nichts, wenn…
- eure Daten veraltet, unvollständig oder gar nicht vorhanden sind.
- niemand weiß, wer wofür zuständig ist.
- Entscheidungen ewig dauern.
- Feedback nicht gelebt, sondern „gemanagt“ wird.
Technologie kann nur so gut wirken, wie euer Fundament trägt.
Was nicht stabil ist, wird durch KI nicht besser – sondern sichtbarer.
Fazit: Macht eure Hausaufgaben
KI ist kein Zauberstab. Kein Trend. Kein Allheilmittel.
Sie ist ein mächtiges Werkzeug – wenn ihr bereit seid, sie richtig zu nutzen.
📌 Sie braucht Strategie.
📌 Sie braucht Menschen.
📌 Und sie braucht ein Umfeld, das bereit ist zu lernen.
Mit KI wird vieles besser.
Aber nur, wenn ihr vorher die richtigen Fragen stellt – und nicht nur auf die richtigen Antworten hofft.
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