Wir alle stecken momentan in einer außerordentlichen und noch nie dagewesenen Situation. Sie fordert jeden einzelnen Menschen heraus – immer wieder und Tag für Tag. Geht mir genauso (hier hatte ich meine Situation beschrieben).
Heute habe ich mit einem Freund (viele Grüße in den Norden!) telefoniert. Als er meinte “Stefan, es wird sich nach dieser Krise nicht viel ändern. Unternehmen müssen wollen!” habe ich ihn gebeten, dass er da nicht weitersprechen soll. Nicht, weil ich ihm nicht glaube. Im Gegenteil. Weil es mich traurig macht.
Wie komme ich darauf?
Meine Berufung ist zu helfen. Menschen in Unternehmen dazu befähigen, dass sie etwas verändern können. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, dass die Menschen etwas verändern wollen.
Gerade jetzt, wo es durchaus viele Gründe zur Veränderung gibt (extern motiviert), sollte man sich also Gedanken zur Veränderung machen.
Die Gespräche in den letzten Wochen mit Menschen haben mir aber ein anderes Bild vermittelt: obwohl es seit dem 3. April 2020 eine zu 100% geförderte Unterstützung seitens des BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle; hier geht es zur Unternehmensberatung für KMU) gibt, fehlt Unternehmerinnen und Unternehmern immer noch die Zeit sich mit Veränderungen auseinanderzusetzen.
Das finde ich sehr befremdlich, erschreckend und macht mir ein wenig Angst.
Warum?
Ich verstehe sehr, dass man sich nun Gedanken machen muss, wie man die nächste Zeit überlebt. Gerade dann, wenn über 50 Prozent der Umsätze weggebrochen sind.
Auch, dass man sich erstmal damit befassen muss, dass die mitarbeitenden Menschen nun nicht mehr im Büro sind, sondern von zu Hause aus arbeiten. Hier wird also die Unternehmenskultur durchaus auf die Probe gestellt.
Das sind verständliche Gründe, sich im Moment nicht mit Veränderungen auseinander setzen zu wollen.
Genauer betrachten
Wenn man sich die Situation und die Gründe genauer anschaut, dann erkennt man, dass gerade jetzt der Zeitpunkt für Veränderung gekommen ist!
Wird es zukünftig so sein wie bisher? Davon ist nicht auszugehen. Die Welt wird sich verändern. Sie hat es schon (heute kam ein Freund bei uns vorbei: wir haben beide anderthalb Meter voneinander gestoppt und uns nur kurz im Hausflur unterhalten. Eine sehr komische, ungewohnte und befremdliche Situation. Aber es geht bereits in Fleisch und Blut über, sich von nahe stehenden Menschen automatisch fernzuhalten – auch wenn es sich komisch anfühlt).
Unternehmenskultur
Unternehmen müssen sich also ihrer Unternehmenskultur stellen – und sich damit aktiv befassen: wie wird zukünftig miteinander gearbeitet? Wie wird die Zeit miteinander verbracht? Welche Meetings muss es geben (Die Meetingkultur sollte gerade jetzt noch mehr in Frage gestellt werden)? Wie sehen Hierarchien aus? Warum arbeiten wir zusammen? Welchen Sinn sehen die mitarbeitenden Menschen im Unternehmen (gerade jetzt wird der Sinn von vielen Tätigkeiten in Frage gestellt!)? Was will der individuelle Mensch erreichen? Und wie verhält sich dies zu den Unternehmenszielen?
Alleine diese Fragen benötigen viel Zeit – sind aber die wichtigsten Fragen, denn es geht um die Menschen!
Kunden
Unter Kunden fasse ich viel zusammen: was sind meine Produkte? Wer sind meine Kunden? Welchen Nutzen bringen meine Produkte meinen Kunden? Wie kann ich meinen Kunden helfen? Wie sehen meine Kunden das? Habe ich die richtigen Kunden? Wie und wo erreiche ich meine Kunden? Habe ich meine Kunden in den Mittelpunkt meines Handelns gestellt?
Gerade die letzte Frage ist “die elementare Frage”. Hieraus lässt sich auch viel ableiten: habe ich die richtigen Produkte? Wenn mein Markt gerade eingebrochen ist, wird dieser wieder reaktiviert werden können? Falls nein, was fange ich dann in der Zukunft an?
Innovation
Gerade jetzt kann man sich Gedanken zu Innovationen machen. Wie können wir als Unternehmen etwas neu machen? Anders machen? Besser machen? Unseren (zukünftigen) Kunden helfen?
Hier geht es um Zukunft, um Veränderung – im Kleinen (Veränderung eines Produktes) oder im Großen (neues Geschäftsmodell). Eines bleibt aber gemein: die Veränderung der Zukunft!
Prozesse
Als letzter Punkt sind die Prozesse wichtig. Gerade jetzt, mit Mitarbeitern im Home Office wird klar, dass viele Prozesse nicht zielführend, oder vielleicht sogar hinderlich sind.
Also kann jetzt die Frage nach der Sinnhaftigkeit von Prozessen gestellt werden. Sie muss sogar gestellt werden!
Überschneidungen
Die vier genannten Bereiche (Kultur, Kunde, Innovation und Prozess) haben Abhängigkeiten und Überschneidungen zueinander. Neue Innovationen heißt auch, dass sich Prozesse verändern, neue Kunden hinzukommen und die Unternehmenskultur sich daraufhin anpasst. So kann man aus jedem Blickwinkel eine Veränderung betrachten.
Aber…
Es heißt nicht, dass wir jetzt alle den Kopf in den Sand stecken müssen. Oder aber, dass wir in Schockstarre verfallen. Auch ein Hals über Kopf losrennen braucht es nicht.
Aber wir sollten mit Sinn und Verstand uns über die Zukunft des eigenen Unternehmens, des eigenen Handelns und der Verantwortung bewusst werden. Warum ich etwas mache und ob ich etwas verändern will. Und dann in Ruhe, mit Sinn und Verstand an die Sache herangehen.
Und ich freue mich natürlich, wenn ich dazu angesprochen werde! Denn: ich helfe gerne!
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