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Das ist mein Leben

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Gestern habe ich mit einem Bekannten über seinen neuen Job gesprochen. Er hat zum Anfang des Jahres dort angefangen, ist für ein Team verantwortlich und mag die Menschen, mit denen er zusammen arbeitet. Aber…

Zeit

Mein letzter Beitrag handelte von den Ursprüngen von Arbeitszeit und war ein ganzheitlicher Überblick. In diesem Beitrag geht es um die Arbeitszeit im speziellen.

Der Chef meines Bekannten vertritt die Auffassung “nur wer lange und viel da ist, der schafft auch am meisten Arbeit weg”. Liebe Leser/innen: wer kennt solche Aussagen?

Die Auffassung von diesem Menschen ist, dass wer lange da ist – also mit Anwesenheit glänzt – auch am meisten produktiv und effektiv für das Unternehmen macht.

Und die Mitarbeiter? Die Mitarbeiter haben Überstundenkonten, die entweder mit Freizeit oder mit Geld abgegolten werden. Heißt, die Mitarbeiter bleiben länger im Unternehmen, um mehr Geld oder mehr Freizeit zu haben.

Alleine diese Aussage “Mitarbeiter bleiben länger im Unternehmen, um mehr Freizeit zu haben” ist schon paradox.

Kultur

Diese Aussagen und dieses Denken fördern im Unternehmen ein mangelndes Verständnis für Zeit. Genauer für Lebenszeit. Wenn man hier die Menschen im Unternehmen befragen würde, wie sie zu Freitagen und Montagen stehen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Freitag sehr positiv angenommen wird (TGIF – Thank God It’s Friday) und der Montag eher negativ belegt ist (oh nein, morgen geht die Arbeitswoche schon wieder los).

Damit wird eine Kultur gefördert, die viel Arbeitszeit positiv belegt – auf Kosten der Menschen und deren Lebenszeit.

Typisch für diese Kultur sind Aussagen unter Mitarbeitern wie “heute einen halben Tag Urlaub genommen?”, wenn man um 17:00 Uhr geht, oder Neid-Aussagen, wie “du bist ja ständig im Urlaub” (subjektive Wahrnehmung – alle anderen sind immer ständig weg).

Von den Vorgesetzten wird diese Kultur “vorgelebt”. Dies zeigt sich durch ständige Anwesenheit im Büro (in diesem Fall ist der Vorgesetzte gegen 07:00 und bis 18:00/19:00 Uhr anwesend) und durch E-Mails zu allen Zeiten (regelmäßig ab ca. 06:00 – 23:00 Uhr).

Menschen, die gerne im Unternehmen arbeiten und wirklich produktiv, motiviert, vorausschauend, mitdenkend, selbstständig und effizient ihre Aufgaben verrichten findet man hier nur selten. Neue Mitarbeiter, die eine gewisse Motivation mitbringen, werden in diesem Trott sehr schnell vereinnahmt.

Die Kultur besteht aus destruktiver Quantität. Eine Lebensqualität findet man hier nicht.

Umdenken

Der Irrglaube, dass Menschen nur dann viel leisten, wenn sie viel anwesend sind, ist immer noch weit verbreitet.

Menschen mit solchen Gedanken sollten sich bewusst werden: es handelt sich hier um begrenzt vorhandene Lebenszeit. Jeder Mensch hat ein Leben. Und das gilt für einen selbst, aber auch für die Menschen, mit denen man seine Zeit verbringt. Und nur für die Rente, das Leben “nach dem Job” zu arbeiten, das kann ebenfalls nicht zielführend in einem Leben sein (gemäß “wenn…, dann…”).

Wenn ich heute also der Auffassung bin, dass ein Mensch nur bei viel Anwesenheit tolle Ergebnisse liefert, dann ist das zum einen rückwärts gewandtes Denken (Industrialisierung) und zum anderen ein egoistisches Verhalten meinen Mitmenschen gegenüber.

Es wird Zeit, dass Qualität gelebt wird. Nicht die quantitative Zeit ist ausschlaggebend. Die Qualität, das Ergebnis ist relevant.

Dieses Umdenken wünsche ich mir. Wenn ihr solche Vorgesetzte habt, sprecht sie an. Sprecht darüber. Nehmt andere Menschen mit ins Boot, die mit diesen Menschen darüber sprechen. Lasst uns mit einem Umdenken beginnen!

11 Antworten zu „Das ist mein Leben“

  1. Avatar von Michaela
    Michaela

    Hallo,
    Ja leider ist dieses denken sehr verbreitet. Mitarbeiter die sehr strukturiert und effizient sind werden meist damit bestraft das sie die Arbeiten der anderen mitmachen. Wenn der Mitarbeiter in 6 h das gleiche Pensum und in der gleichen Qualität wie der Kollege in 8h Schafft, dann sollte er auch das gleiche verdienen.
    Es gibt dann drei Möglichkeiten für den effizienten Kollegen.
    1. werden genauso wie der andere Kollege
    2. mach so weiter und hoffe das es sich ändert
    3. gehen
    Keine dieser 3 Möglichkeiten ist gewinnbringend für das Unternehmen.
    Diese Mitarbeiter sind eine ungeahnte Bereicherung für das Unternehmen nütz diese das ist bares Geld was verschenkt wird…
    Liebe Grüße

  2. Glücklich sein – Veraenderung Starten

    […] Gerade das Thema „Arbeitszeit“ hat es mir angetan. Die Herkunft ist die industrielle Revolution (hier kurz erläutert). Wir haben uns selbst lange Arbeitszeiten auferlegt und haben das in unserer Arbeitskultur fest verankert (siehe auch „Das ist mein Leben„). […]

  3. Zeit ist die billige Art der Führung – Veraenderung Starten

    […] Denn es mangelt oft an Vertrauen. Zeit (auch die Zeit, die Menschen im Büro sind – siehe „Das ist mein Leben“ ) ersetzt das fehlende Vertrauen und gibt der führenden Person eine gewisse Art von […]

  4. Blödes Home Office – Veraenderung Starten

    […] guter Freund von mir (ich hatte schon mal über seinen Chef geschrieben „Das ist mein Leben„) hat einen Chef, der jetzt nach und nach seine Mitarbeiter wieder ins Büro zurückholt. […]

  5. Ich will Vertrauen! – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

  6. Home Office als Chance verstehen – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

  7. Gib mir Vertrauen! – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

  8. Home Office beginnt im Kopf – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

  9. Ich will Kritik – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

  10. Ich will Freiheit – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

  11. Ich will Kultur – Veraenderung Starten

    […] Das ist mein Leben – wer als erstes nach Hause geht, hat verloren. […]

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